Gold, Gold, Gold

Ja, richtiges Gold ! Gold im Erzgebirge ?!

Selbstverständlich hat es seit Urzeiten auch in unserer Heimat nicht an Versuchen gefehlt, dieses gelbe, gleißende Metall als edelstes und kostbarstes metallenes Gut, welches Mutter Erde den Menschen bietet, zu erschürfen, auszuschmelzen oder aus Flußsand aus-zuwaschen. Und nicht ohne Erfolg. Noch bis vor 100 Jahren wurde aus dem Kies der Flüsse Rhein, Donau, Isar und Inn, im Harz, im Thüringer Wald und im Plauenschen Grund Gold gewonnen.

Parallel mit der Besiedelung des Erzgebirges im 12. Jahrhundert durch fränkische Bauern kamen auch Bergleute aus dem Fichtelgebirge und dem Harz hierher, die natürlich zuerst die oberflächennahen Erzvorkommen erschlossen. Das waren in erster Linie die Zinnseifen. In den Sand- und Kiesablagerungen der Flüsse, die feinverteiltes Zinnerz, auch Kristalle des Zinnsteins, die Zinngraupen, enthielten, begann meist die Erzsuche. Der Abbau, die "Seifenarbeit", vollzog sich nach Agricola folgendermaßen:

"Man zog unmittelbar am Hang einen Graben mit starkem Gefälle, dämmte ihn am unteren Ende mit Steinen oder Rasen ab und leitete das Wasser eines Baches hindurch. Während nun die Seifner mit Keilhauen die zinnhaltige Erde loshackten und in den Graben warfen, standen andere im Graben und hoben mit der Seifengabel die gröberen Stücke heraus. Erde, Sand, Wurzeln und Rasen wurden von dem rasch strömenden Wasser, das am Ende des Grabens über den Damm lief, mitgenommen, der schwere Zinnstein aber sank zu Boden. War der Graben gefüllt, so nahm man mit Schaufeln den am Boden liegenden Sand heraus und gab ihn in einem "Läuterhobel", einem viereckigem Kasten mit Kufen und Schubstangen, der im Wasser hin- und herbewegt werden konnte. In seinen Rillen oder anderen Vertiefungen fanden sich dann neben Zinnerz in feinsten Teilen und größeren Graupen auch Geschiebe von Zwitter (erzhaltigem Gestein), Turmalin, Wolfram, Rauchquarz, Granaten, Eisenstein und auch Gold ! Reines Gold in Blättchen und Körnchen !

Besonders interessant ist, was Peter Albinus 1590 in seiner "Meißnischen Bergchronika" schreibt:

"Was für Bäche und Örter oben auff dem Gebirge sein, so Meysen und Behmen scheidet, welche Gold führen, sollen die Fremden, als Welsche und andere Terminirer besser wissen als wir, wie die gemeine Rede gehet. Sonderlich sollen viel schwartze Graupen, wie man sie bei Schlackenwerda (Ostrov) wäschet und Goldt draus macht, aus diesem Lande weggetragen werden ... Solche Goldkörner, Flietschen und Flämmigen sind an Farbe und Gestalt nicht einerlei. - Alle Bächlein an der Zschopau, die vom rothen Haus auf den Stolzenhain in das Grenzwasser am Weinberg (Weipert) fallen, haben gediegene schwarze Goldkörner bei sich geführt und die, so sich darauf verstanden, in kurzem reich gemacht. Im Grenzwasser Pila (Pöhla) hat man ebenfalls gute Goldkörner gefunden, die sich auch flötschen lassen wie Blei, und diese hält man für die besten, desgleichen im Bächlein Conduppel schwarze Körner, die man auf dem Amboß breit schlagen konnte. Im Preßnitzer Wasser haben die Alten gut Gold gewaschen, und hinter dem Spitzberge über Jöhstadt hat der Bach viel und gute Silberkörner gegeben. In allen Bächen zwischen Wolkenstein und Annaberg, die in die Zschopau fallen, hat man Granaten gefunden, als der beste Zusatz zum Golde und Körner so gut als Rheinisch Gold ..."

Also wenn es nach dieser alten Schrift geht, so scheinen wir hier in Königswalde ganz an der "Quelle" zu sitzen: Conduppel und Pöhla werden mit an erster Stelle genannt ! Kommt auch daher der alte Name "Goldestal" für das Pöhlatal zwischen Bärenstein und Kühberg ? Im Preßnitzer Wald hieß ein Revier "die Goldzeche", in Frohnau gibt es einen "Goldacker". Solche Namen werden doch nicht aus der Luft gegriffen - es muß doch was dran sein an dem Gold ...

Da hilft nur selbst probieren. Viel braucht man ja nicht dazu. Gummistiefel und eine Goldwaschpfanne, eine Schaufel und schon kann es losgehen. Im Prinzip ist es ganz einfach. Einfach den Kies aus dem Bach in die Schüssel und dann immer schön im Wasser schütteln und schwenken, daß die Goldflitter auf den Boden der Pfanne sinken können. Gold ist fast 20mal "schwerer" als das übrige Sand-, Lehm- und Mineralgemisch - diese Eigenschaft nutzt man beim "Waschen" mit der "Pfanne", wie schon die alten Zinnseifner. Hat man die groben Steine dabei gleich mit über den Rand gespült, bleibt am Ende ein halber Teelöffel ziemlich feiner schwarzer Sand in der Schüssel übrig. Nun noch einmal sauberes Wasser hinzu, leicht kreisend schwenken, ein kurzer Ruck, und auf dem schrägen Rand der Pfanne liegen die winzigen Goldflitter !

Nun den Zeigefinger trocken machen, das Gold mit der Fingerspitze aufnehmen und in ein Tablettenröhrchen mit Wasser abstreifen - geschafft !

3 winzige Flitter reines Gold im Wert von vielleicht 2 Cent nach 10 Minuten Waschen

Aber Vorsicht ! Goldwaschen ist nicht ungefährlich ! Eine schlimme "Krankheit" wird das Ganze immer begleiten - der Goldrausch ! Schon nach wenigen Versuchen kann man süchtig werden, egal ob man Gold findet, oder nicht ! Wirklich !!!

Viel scheint aber schon damals nirgends gefunden worden zu sein. Lehmann berichtet zwar auch von Goldkörnern "bis zwei Dukaten schwer" aus erzgebirgischen Flüssen. Doch wenn man liest, welche Aufmerksamkeit schon kleine Funde machten, wird die Ausbeute doch wohl eher gering gewesen sein: So wurde z.B. 1733 in Hanns Christoph Ungers Zinnseifen am Auersberg ein Goldkorn von 13 As Gewicht (ca. 7 Gramm, ein Nugget von etwa 4,5 mm im Durchmesser ) gefunden und noch im selben Monat durch das Freiberger Bergamt dem Kurfürsten persönlich "alleruntertänigst" überreicht.

In den Zinnseifen des oberen Erzgebirges hat man Gold oft als "Nebenprodukt" gewonnen, zuweilen sogar in beachtlicher Menge. Ein kurfürstlicher Befehl vom Jahre 1657 beruft sich darauf, daß die alten Annaberger Zehntrechnungen auch einen bedeutenden Betrag an Waschgold erwähnen und ermahnt die Zinnseifner zum aufmerksamen Nachsuchen. Angeblich waren unter Johann Georg I. (1611-1656) jährlich über 50 Mark (entspricht etwa 11,5 kg !!!) aus den Wäschen des Erzgebirgischen Kreises an die Zehntenkammer eingegangen ?? Noch vor 150 Jahren gab es Bergleute, die sich Zinnseifnern zugesellten und aus deren "Abraum" um kärglichen Gewinn dem Golde nachgingen.

Die Blütezeiten des Erzbergbaues im Erzgebirge sind schon lange dahin. Wie um die reichen Silberfunde, so ist es erst recht ums Gold recht ruhig geworden. Und auch die geologische Durchforschung des Erzgebirges in jetziger Zeit hat nicht viel Hoffnung auf weiteren gewinnbringenden Edelerz-Bergbau übrig gelassen. Doch die Tourismusbranche hat jetzt das Goldwaschen in thüringischen Bächen neu entdeckt und macht bestimmt ein gutes Geschäft damit.

Glück Auf !

Wolfgang Süß

im Januar 2003

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