Ein besonderes Jubiläum

Ein ganz besonderes Jubiläum konnte unser Günter Herrmann feiern:
Er ist 60 Jahre Mitglied in unserem Schnitzverein !

Günter Herrmann, Ausstellung 1961

 

1944 machte er mit 15 erste Schnitzversuche. Seine erste Figur war ein kleiner Bergmann, den er seinem Onkel an die Ostfront schickte.
Als nach Kriegsende der Oberlehrer Richard Lange die Schnitzer wieder zusammenrief übernahm Rudi Haase den Vorsitz der "Schnitzgruppe Königswalde". Es war in der Weihnachtszeit 1945 als er beim Salema-Ott’ vorbeischaute und fragte, ob der Günter nicht Lust hätte, bei den Schnitzern mitzumachen. Er habe gehört, dass er schon recht gut schnitzen tät. Anfang 1946 war er dann zum ersten mal bei den Schnitzern, die sich damals wöchentlich oben im kleinen Vereinsraum in der Turnhalle trafen. 1948 nahm er schon an der ersten kleinen Ausstellung im Spritzenhaus teil. Mit dabei waren damals auch Willi Gebhardt, Fritz Reuter, Kurt Köhler, Siegfried Horn, Walter Nestler, Guido Nestler, Martin Richter, Martin Weigelt, Gunter Bärthel, Eberhard Reuther und Kurt Langer.Ein Meilenstein in seinem Schnitzerleben war sicher 1952 der Lehrgang mit dem Schnitzmeister Paul Schneider aus Annaberg. Er prägte seinen Schnitzstil von Anfang an, er wurde sein großes Vorbild. Noch heute zehren wir von dem Wissen und Erfahrungsschatz, was Paul Schneider damals den Königswalder Schnitzern vermittelte und der das Talent seines Schülers Günter Herrmann schnell erkannt hatte.

Schon 1953 bekam er einen 1.Preis in einer Ausstellung in Annaberg. 1960 – 1975 war er Vorsitzender des Königswalder Schnitzvereins, er besuchte die Schnitzschule Annaberg, nahm an vielen überregionalen Ausstellungen u.a. in Schneeberg, Leipzig und Berlin teil und erntete viele Auszeichnungen und Anerkennung für seine geschnitzten Werke. Er gehört ohne Zweifel zu den besten erzgebirgischen Schnitzern, ein Volkskünstler, wie man fast keinen zweiten findet. Seine geschnitzten Figuren „leben“ und seine Tierdarstellungen bleiben unerreicht. Damit hat er bestimmt sogar sein großes Vorbild noch übertroffen. Die Natur ist sein Lehrmeister und er versteht es mit handwerklichem Geschick, der genauen Kenntnis der Anatomie und viel, viel Talent, der Natur das Wesentliche abzuschauen und alles gekonnt ins Holz umzusetzen.

Einer seiner großen Verdienste ist es, der erzgebirgischen Schnitzerei ein neues breites Motiv erschlossen zu haben: die Landwirtschaft. Das ist nicht verwunderlich, hat er ja selbst ein Leben lang als Bauer gearbeitet. Und so gesellen sich bei Ihm zu den bekannten Motiven der erzgebirgischen Schnitzerei, die er natürlich genauso beherrscht, den Bergmännern, Engeln und Türken, seiner Krippe, den erzgebirgischen „Waldfiguren“, Hirsch und Reh, im Laufe seines Schaffens immer mehr Motive aus der Landwirtschaft hinzu: eine Kuh, Schafe und Ziegen, Pferde und Fohlen, Bauer und Bäuerin, bis schließlich ein Bauer beim Pflügen entsteht, und dann seine einmaligen „Gespanne“: Fuhrwerke, Postkutschen, Brauereizüge, auch eine russische Troika, usw. usw. mit Pferden, Ochsen oder auch einer Kuh bespannt. Bis zu 1,50 m lange „Werke“ entstehen, die wie aus einem Stück wirken, wo das Schnitzwerk als Ganzes stimmt und die Details sowieso. Über 25 solcher Gespanne hat er nun schon geschaffen.

Ein weiteres „Spezialgebiet“ sind seine Darstellungen von bekannten Persönlichkeiten: meist als 40 cm große Einzelfiguren mit einem meisterlich gestaltetem Portrait begegnen uns hier z.B. seine Sportler, mit denen es 1961 anfing: Helmut Recknagel, Wilma Rudolf, Pele und später Jens Weißflog, dann die historischen Personen: Martin Luther, Adam Ries, der Baumeister Lotter, Feldmarschall Blücher, natürlich auch Barbara Uthmann,
der Stülpner-Karl und Anton Günther.

Eine Werkstatt zum Schnitzen hat er nicht. In der Küche schnitzt es sich am gemütlichsten, sagt er. Es ist interessant Ihm beim Schnitzen zuzusehen. Schon nach kurzer Zeit sieht man, was aus dem Stück Lindenholz entstehen wird. Ein paar kurze Striche zwischendurch aufs Holz, eine wichtiges Proportionsmaß nachmessen und dann fliegen wieder die Späne. Sicher geht es heute nicht mehr ganz so schnell, wie vor 20 Jahren. Darüber hören wir Ihn manchmal schimpfen.

Seit 62 Jahren ist er aktiver Schnitzer, 60 Jahre eine tragende Säule in unserem Schnitzverein.

„Sale“, Deine Schnitzfreunde wünschen Dir zu diesem besonderen Jubiläum und zu Deinem 77. Geburtstag (am 3.März 2006) alles Gute und beste Gesundheit, weiterhin frohes Schaffen beim Schnitzen und Dir und uns noch viele gemeinsame Jahre, schöne Erlebnisse und viel Freude im Verein.

Wolfgang Süß
Vorsitzender
Schnitzverein Königswalde e.V.

im März 2006

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