Zur Wiedergründung

der "Privilegierten Schützengesellschaft Königswalde"

Nach 50 Jahren ist es schwer altes Brauchtum wieder zu neuem Leben zu erwecken. Das mußten auch die Interessenten für die Gründung eines Schützenvereins in Königswalde bei ihrer ersten Zusammenkunft am 16.4.96 im Deutschen Haus feststellen. Doch es ist vor allem der Initiative von Erhard Pöttrich zu verdanken, daß bereits eine Woche darauf, am 24.4.1996, die Gründungsversammlung mit 11 eingeschriebenen Mitgliedern und der Wahl eines Vorstandes unter dem Vorsitz von Andre Mandt erfolgreich durchgeführt werden konnte.

Ja, wozu brauchen wir in Königswalde einen Schützenverein, werden wir gefragt. Nein, unbedingt brauchen wir ihn nicht - die Zeiten sind vorbei, als sich die jungen Männer "im wehrhaften Alter" in früheren Zeiten zusammenschließen mußten, um, bewaffnet mit Spießen, später Armbrüsten und Feuerwaffen, ihren Ort vor Überfällen und plündernden Banden, ihr Hab und Gut und das Leben ihrer Familien zu schützen - daher ja auch der Name "Schützen".

Was damals unbedingt lebensnotwendig war, ist heute Spaß und Freude an der Sache, ist Sport und Wettstreit, Vereinsleben und Geselligkeit.

Was geblieben ist, sind die Anforderungen an einen Schützen: er mußte viel üben und Dienste leisten, er mußte körperlich geeignet, erfahren im Umgang mit seinen Waffen, diszipliniert und zuverlässig sein - das wird heute noch genauso von jedem Sportschützen (gesetzlich !) verlangt.

Nach dem 30-jährigen Krieg übernahmen die nun vorhandenen stehenden Heere und kasernierte Stadtwachen diese Schutzfunktion und die (männlichen) Bürger schlossen sich nun zu (geselligen) Gesellschaften zusammen, um gegenüber dem Adel als stolze und vereinte Bürger aufzutreten und sich so die Erhaltung ihres alten bürgerlichen Rechtes auf Waffenbesitz und -gebrauch erzwangen .

Traditionsbewußt und stolz verweisen auch die ehemaligen Gründer der Privilegierten Schützengesellschaft Königswalde schon mit dem Namen auf ihren damaligen Status als Schützen, auf ihre Privilegien. Auf Grund ihrer ja nicht ungefährlichen Aufgabe hatten früher die Schützen auch besondere Vorrechte. Diese Privilegien waren z.B.:
- die Befreiung von Steuern (etwa vergleichbar mit der Befreiung der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren von der Feuerwehrabgabe - bis 1994)
- das Recht zum Bierausschank auf den Schützenfesten
- das Recht auf Waffenbesitz und damit, meist sonntags (!), Schießübungen abzuhalten usw.

Auch andere Stände oder Berufe, wie z. B. die Bergleute, hatten solch ähnliche Privilegien.

Wie sich die Zeiten geändert haben, so haben sich auch die Aufgaben und Rechte der Schützen und Schützengesellschaften/-vereine ständig gewandelt. In stolzer Erinnerung an vergangenen Zeiten gehört es heute zu den wesentlichen Aufgaben eines Schützenvereins, die alten Traditionen und das Schützenbrauchtum zu bewahren und zu pflegen, Schießübungen, das sportliches Schießen als Freizeit- und Breitensport zu betreiben, sportliche und gesellige Veranstaltungen auf regionaler Ebene zu organisieren.

Es ist wundert daher nicht, daß der erste Beschluß des neu oder wiedergegründeten Schützenvereins war, den Namen und die Traditionen der bis 1945 bestandenen "Privilegierten Schützengesellschaft Königswalde" zu übernehmen und fortzuführen !

Doch da beginnen schon die ersten Probleme: Es geht uns Schützen genauso wie manch anderen Verein in Königswalde, es ist fast nichts mehr da vom alten Verein, keine Unterlagen, keine Fahne, ganz zu Schweigen vom ehemaligen Schießstand hinterm Ratsgericht und daß ihre Scheibengewehre 1945 beschlagnahmt wurden, versteht sich von selbst. Das bislang einzige sind ein paar schöne alte Fotos, zwei historische Ehrenscheiben von 1923 und 1930 (im Besitz von G.Freund) und eine Schützentracht.

 

Doch da sind noch die Erinnerung an die Erzählung unserer Großväter, Geschichten von Wettkämpfen, den Preisschießen und Schützenfesten. Viele der ehemaligen Mitglieder haben auch wir noch persönlich gekannt, manchen Namen, der schon fast vergessen war, konnten wir mit den Fotos wieder herausfinden ... stellvertretend seien hier einige genannt: Max Bräuer, Christian Weigelt, Otto Freund, Hermann Zschöck, Oskar und Otto Pöttrich, Otto Herrmann (Salema), Karl Bergelt, Paul Lötsch, Willy Pügner, Friedrich Malz, Friedrich Herrmann, Walter Hecker, usw. usw.

Diese Erinnerungen sind sehr wertvoll, und vielleicht haben wir Glück, und es findet sich irgendwo noch ein interessantes Stück oder Beleg - so wie unser Gesangsverein im vergangenen Jahr wieder zu seiner Fahne kam.

Vor uns stehen nun viele Aufgaben. Es wird bestimmt viel Zeit, Arbeit und auch finanzielle Mittel brauchen, bis wir wieder so einen starken und aktiven Schützenverein wie damals haben werden. Auch ist heute vieles nicht mehr so einfach wie früher ... doch ein erster Anfang ist nun gemacht.

Wünschen wir der wiedergegründeten "Privilegierten Schützengesellschaft Königswalde" viel Erfolg für ihr Hobby, beim Sport, bei der Pflege des Brauchtums und in Geselligkeit !

 

 

Wolfgang Süß

24. Mai 1996

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