Laudatio

Meine Heimat
-Landschaften um Königswalde-
in Öl gemalt von Lothar Scharschmidt

 

Vom 26. Juli bis 21. September 2003 wurde unter diesem Titel
im HAUS DES GASTES ERHAMMER ANNABER-BUCHHOLZ
eine Ausstellung mit Bildern des Königswalder Malers Lohar Scharschmidt gezeigt.
Als Freund und Vorsitzender unseres Schnitzvereins hatte ich die ehrenvolle Aufgabe
sein Schaffen in einer Laudatio zu würdigen:

Ich freue mich, Sie heute hier zur Eröffnung dieser Ausstellung auf das herzlichste zu begrüßen, besonders deshalb, weil der Maler Lothar Scharschmidt, dessen Bilder wir hier bewundern können, ein langjähriges Mitglied unseres Schnitzvereins ist und nicht nur schnitzen kann, sondern eben auch ein ganz ausgezeichneter Maler ist !

Er wurde 1947 in Königswalde geboren und besuchte auch hier 1954 bis 1962 die Schule. Schon in der Schulzeit galt sein Interesse dem Malen und Zeichnen. Besonders sein Vater, der vom Beruf Maler war und in seiner knappen Freizeit ebenfalls Bilder malte, förderte die Leidenschaft seines Sohnes mit großem Interesse.

Am Ende der Schulzeit stand für Lothar Scharschmidt fest – ich werde Maler und Grafiker.

Um studieren zu können besuchte er die erweiterte Oberschule in Annaberg und machte 1966 sein Abitur. Parallel dazu erlernte er bei der PGH Maler Bärenstein den Beruf eines Malers und Lackierers und erhielt ebenfalls 1966 seinen Gesellenbrief.

Leider bekam er auf seine Bewerbung bei der Kunstakademie Dresden eine Absage wegen fehlender Studienplätze – er solle sich doch im nächsten Jahr noch einmal bewerben.

Etwas enttäuscht nahm er nun erst einmal bei seinem Ausbildungsbetrieb die Arbeitsstelle als Maler an. Dann ging’s auch schon zum Grundwehrdienst.

Er lernte seine Frau kennen, heiratete, wurde Vater von 2 Söhnen und, man kann es sich gut vorstellen – das Studium blieb auf der Strecke, das tägliche Leben zu bestreiten stand im Vordergrund. Und so bleibt er seinem Malerberuf treu, der ihn voll in Anspruch nimmt und nur wenig Freizeit übrig lässt, denn auch nach Feierabend muss noch „gepfuscht“ werden, um die Lohntüte etwas aufzubessern.

So ging es bis 1998, bis er aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Doch nun war genug Zeit, sich wieder der alten Leidenschaft zu widmen, wieder Bilder zu malen.

Er begann mit dem Kopieren alter Meister. Ich fragte ihn, warum er das mache, das Erzgebirge biete doch so viele Motive, die nur darauf warten gemalt zu werden. Seine Antwort war eindeutig: Das Kopieren sei für Ihn Mittel zum Zweck; es wäre die beste Schule, seine Maltechnik verfeinern, sein eigenes Können zu überprüfen. Denn es war doch schon lange her, dass er eigene Bilder gemalt hatte. Und richtig gelernt hatte es ihm ja auch keiner.

Sicher hat er in seinem Malerberuf ein ordentliches Grundgerüst zur Farbenlehre, Mischtechnik usw. erhalten, aber, Sie werden mir zustimmen, was hat schon das Tapezieren von Stuben, das Ausweißen von Küchen und Fabrikhallen oder das Streichen von Außenfassaden mit dem Malen solcher Bilder gemeinsam.

Nein, er hat sich alles selbst erarbeitet müssen, er ist wirklich ein reiner Autodidakt !

Auch seine Vorbilder findet er bei den alten Meistern, besonders Caspar David Friedrich mit seinen romantischen Landschaftsbildern, Franz von Defregger und die Malerei der Münchener Schule haben es ihm angetan.

Als er dann seine ersten eigenen Bilder zum Schnitzabend mitbrachte, waren wir alle begeistert. Landschaften und Ortsansichten aus unserer unmittelbaren Umgebung und in einer vorzüglichen Qualität. Jetzt hatte er seine eigene Handschrift gefunden.

Seine Bilder sind unwahrscheinlich realistisch, fast mit fotografischer Genauigkeit versteht er es die Natur, Landschaften, unsere heimatliche Umgebung wiederzugeben. Er erfasst Stimmungen und Details, und Motive an denen viele von uns wohl schon oft vorübergegangen sind und unbeachtet blieben. Wenn man sie dann aber auf seinen Bildern gemalt sieht, erkennt man ihren ganz besonderen Reiz. Den Herbst mit seinen leuchtenden Farben liebt er wohl am meisten.

Seine Arbeiten sind voller Details und mit feinem präzisem Pinselstrich gemalt. Wunderbar beherrscht er das Spiel von Licht und Schatten, die räumliche Tiefe der Landschaft mit ihren kräftigen Farben im Vordergrund und der blassen Ferne am Horizont wiederzugeben. Da sieht Gras wie Gras aus, Baumrinde oder Felsgestein möchte man anfassen, das Wasser der Pöhla fließt förmlich oder es spiegelt sich der Himmel darin. Allein seine Wolken und Stimmungen am Himmel begeistern mich immer wieder.

Da ich selbst in der Malerei nur ein Laie bin, fällt es mir schwer sein Schaffen so richtig einzuordnen und keiner soll es mir verübeln, wenn ich vielleicht nicht ganz richtig liege. Auch habe ich bewusst in meinen Ausführungen die Bezeichnung Künstler vermieden, das ist mir einfach zu allgemein und hat auch gerade in der Malerei manchmal einen komischen Nebengeschmack. Ihn als Volkskünstler oder Hobby-Maler einzuordnen, trifft wohl auch nicht zu, dazu ist seine Malerei einfach zu professionell.

Nein, ich möchte ihn lieber als einen Kunstmaler zu bezeichnen, Kunstmaler, die mit ihrer Malkunst als einem Handwerk im weitesten Sinne, mit ihren Bildern schon immer ein breites Publikum und viele Liebhaber fanden und finden und mit Motiven aus ihrer heimatlichen Umgebung überzeugten.

Kunst ist immer auch Handwerk und solches Handwerk ist eben einfach Kunst.

Inzwischen ist auch unser Lothar Scharschmidt schon über die Grenzen unseres Ortes hinaus bekannt. Seine Bilder haben 1998 und 2001 auf unseren Schnitzausstellungen viele Bewunderer gefunden, für die Gaststätte „Brettmühle“ malte er unsere erzgebirgischen Berge, Bilder von ihm zieren die Einbände der Ortschroniken von Bärenstein und Königswalde oder einen historischen Roman zum Schlettauer Schloss und mancher Heimatfreund und Liebhaber der Malerei hat schon einen „echten Scharschmidt“ zu Hause hängen ... ich auch !

Aber nun schauen Sie sich die Bilder an, die er in den letzten 3-4 Jahren geschaffen hat und sie werden mir sicher recht geben, er ist schon ein besonderes Talent !

Ich wünsche ihnen allen viel Freude in dieser wunderbaren Ausstellung, hoffe, dass viele Besucher kommen und bedanke mich, auch in seinem Namen bei allen, die dazu beigetragen haben, dass sie so realisiert werden konnte, besonders bei der Leitung dieses Hauses, Frau Staub und ihren Mitarbeitern sowie Herrn Werner Franz und allen fleißigen Helfern !

Dir lieber Lothar weiterhin viel Schaffenskraft, viele gute Ideen und immer eine ruhige Hand.

Wolfgang Süß
26.07.2003

aktualisiert 08.10.2013